Was ich als Flugbegleiterin fürs Leben gelernt habe

Flugbegleiter müssen nicht perfekt sein

Ohh wie nervös und unsicher ich in den ersten Tagen als Flugbegleiterin war. Jeder einzelne Passagier stellte für mich eine potenzielle Herausforderung dar. Meine größte Angst bestand darin, dass ich jemandem den Tomaten-Saft über die Hose schütte oder Fragen gestellt bekomme, auf die ich keine Antwort weiß. Schon nach kurzer Zeit stellte ich fest, dass nie alles perfekt läuft und es einfach immer mal wieder zu kleinen „Schwierigkeiten“  im Umgang mit anderen Menschen kommen kann. Ob wir nun etwas verschütten, jemanden mit dem Trolley anrempeln oder gewisse Fragen einfach nicht beantworten können. Es ist alles kein Weltuntergang. Mit genügend Charme und Verständnis bekommt man so einiges wieder hin. Und auf die Frage: „Ähm, wie heißt das Dorf über das wir gerade geflogen sind?“, muss ich auch nun wirklich keine Antwort wissen.

Meine Wirkung auf Andere

Als Crew stehen wir immer unter Beobachtung. Wer kennt nicht den typischen Spruch: „Du weißt, dass etwas nicht stimmt, wenn die Stewardess sich auch hinsetzt und anschnallt- oder komisch guckt“ Dadurch habe ich gelernt meine Wirkung nach Außen deutlicher wahrzunehmen und zu überprüfen. Gerade in stressigen Situationen neige ich dazu ziemlich angespannt zu schauen, einfach weil ich nachdenke und eben angespannt bin. Das kann auf Wildfremde dann auch etwas unfreundlich und böse wirken.

Wie wertvoll ein gutes Team ist

Wir arbeiten oft in unterschiedlichen Teams zusammen. Mal kennen wir uns vom letzten Flug, mal haben wir uns noch nie im Leben gesehen. Und trotzdem muss die Zusammenarbeit einwandfrei funktionieren. Aus diesem Grund sind die Positionen und Arbeitsabläufe in Flugzeugen ganz genau definiert und jeder weiß genau was wann und wie zu tun ist. Aber natürlich macht die Arbeit mehr Spaß wenn alle gleichermaßen motiviert sind und Freude an dem haben was sie tun. Nichts ist schlimmer für die Teamarbeit als eine nörgelnde und ständig mies gelaunte Kollegin, die alle runterzieht.

Während der 4 Jahre, die ich nun in diesem Job arbeite, durfte ich mit vielen verschiedenen Menschen zusammenarbeiten. Vom ehemaligen Balletttänzer bis hin zur Tierpflegerin. Und obwohl sie alle so unterschiedlich waren, hatten die meisten von Ihnen eins gemeinsam. Das war die Freude am Job und am Teamwork.  Wir haben schließlich alle ein gemeinsames Ziel vor Augen: eine tollen Flug mit tollen Gästen und perfektem Service zu absolvieren. Klar überall gibt es Querschläger. Und wenn ich wieder einem begegnen sollte, dann freue ich mich einfach auf den nächsten Flug mit dem Wissen, dass sie definitiv die Ausnahme sind.

Wie schön es sein kann etwas alleine zu unternehmen

Früher konnte ich mir nie vorstellen alleine in die Stadt oder zum Schwimmen zu gehen, geschweige denn in Urlaub. Schließlich möchte ich ja gerne das Erlebte mit einem lieben Menschen teilen. Als Flugbegleiterin komme ich an tolle Flecken dieser Erde. Aber nicht immer finde ich jemanden, der dort auch gerne was unternehmen möchte. Entweder sie waren alle schon 100 mal dort, wollen Spesen sparen, was ganz anderes machen oder sind zu faul, zu müde etc. Da kommt es also immer mal wieder vor, dass ich auch mal ohne die gesamte Crew im Gepäck die Stadt erkunde. Und weißt du was? Mittlerweile liebe ich das! Ich bin gerne alleine unterwegs und kann so tun und lassen was ich will nach meinem eigenen Zeitplan. Und hier erfährst du welche Vorteile es  noch hat alleine zu verreisen.

Das Leben positiv zu sehen

Nicht nur die Autos und Menschen erscheinen aus einem Flugzeug heraus klein. Nein, auch die alltäglichen Probleme.

Ich weiß nicht ob es daran liegt, dass ich während des Fluges sowieso keine Zeit habe über irgendetwas nachzugrübeln, weil ich mich ja quasi im Dauerstress befinde. Oder ob es einfach die räumlich Entfernung zum Boden und den damit verbunden Problemen ist. Vielleicht ist es ein bisschen von Beidem.

Aber Fakt ist: Während eines Fluges und auch noch danach habe ich das Gefühl, dass meine Probleme auf einmal ganz nichtig sind.

Außerdem habe gelernt dankbar für die kleinen Dinge zu sein und das Leben in vollen Zügen zu genießen. Früher war ich oft sehr unzufrieden. Mittlerweile aber bin ich unendlich dankbar für all das was ich in meinem Leben bisher erleben durfte und ständig erleben darf. Ich nehme es nicht selbstverständlich hin, dass ich so viele Länder und Städte bereisen darf und dafür auch noch bezahlt werde. In einigen Momenten kann ich mein Glück kaum fassen. Da bin ich einfach nur überwältigt davon! Von diesen Momenten gab es sogar schon so viele, dass ich gerade nicht mal eine davon nennen kann. Es sind nicht nur die wahnsinns Orte, die ich durch meinen Job bereisen darf. In 4 Jahren habe ich unheimlich tolle Menschen kennengelernt und auch neue Freundschaften geschlossen.

Berührungsängste zu überwinden

Auch das lernt man im Flugzeug. Hier kommt man ja einfach nicht drum rum auf andere zuzugehen. Und das nicht nur verbal sondern auch mit Händen und Füßen. Schließlich sind hier 200-500 Menschen auf engstem Raum für mehrere Stunden eingepfercht. Ich habe früher schon immer gerne mit Menschen gearbeitet und wusste, dass ich unbedingt einen Job mit Kundenkontakt brauche, sonst gehe ich ein wie eine Primel. Aber auf das, was mich im Flugzeug erwartete, war ich dennoch nicht vorbereitet. Gut, ich glaube darauf kann einen auch niemand wirklich vorbereiten. Auch wenn wir in unseren Schulungen nicht nur auf den Ernstfall sondern auch auf den Umgang mit Menschen trainiert werden. Spätestens nach dem 1. Flug weißt du, dass das alles nicht ausreicht und du neben diplomatischem Geschick und Menschenkenntnis auch ein dickes Fell brauchst. Menschen im Flugzeug sind einfach anders. Woran das liegt weiß wohl keiner so genau. Und das Miteinander im Flugzeug ist eben auch so eine Sache für sich. Da streiten sich gestanden Männer über eine zurückgestellte Rückenlehne oder um den letzten Fensterplatz, Frauen wollen ihre Handtasche am Notausgang keinesfalls aus der Hand geben und einige Menschen verwechseln die Boardküche mit der Toilette. Tja, an Board eines Flugzeuges passiert tatsächlich so einiges! Da verliert auch der schüchternste Flugbegleiter schnell seine Scheu.

Städte in kürzester Zeit zu erkunden

Wenn wir Flugbegleiter eines nicht haben, dann ist das Zeit!

Wir kommen an Board, bereiten alles in windeseile vor, Gäste kommen, Service, Landung, aufräumen und ab ins Hotel. Endlich angekommen, fühle ich mich dann meistens wie vom Laster überfahren….und sehe auch so aus.

Da wir meistens nur ein paar Stunden oder wenige Tage Aufenthalt haben, habe ich es für mich perfektioniert die Zeit zwischen Schlafen, Duschen, Essen und Sightseeing perfekt einzuteilen. Ok, Schlaf kommt da dann oft ein bisschen zu kurz. Während ich meine ersten Layover vor Erschöpfung immer komplett verschlafen habe (ganz zu Anfang fand ich das alles seeeehr anstrengend), kann mich heute kaum noch was im Hotel halten. Ich will so viel wie möglich sehen, erleben und erkunden. Und genau deswegen möchte ich dir HIER auf meinem Blog auch Tipps geben, wie du auch das meiste einer Stadt rausholen kannst, auch in kurzer Zeit.

Alles in Allem stelle ich fest, dass ich mich durch meinen Job wahnsinnig weiterentwickelt habe und ich einfach froh bin, diese Erfahrungen zu machen. Ich liebe es ständig etwas Neues zu lernen. Über verschiedene Kulturen, Menschen und auch über mich selbst.

Möchtest du auch Flugbegleiterin werden? Was du dazu brauchst, erfährst du HIER.

Und was hast du durch deinen Job gelernt? Hast du das Gefühl dich durch ihn weiterentwickelt zu haben?

12 Comments

  • Ein toller Bericht.
    Aus Berufen bei denen man viel mit Menschen zu tun hat und „In der Öffentlichkeit“ steht lernt man immer am meisten über sich selbst und andere.

    Liebe Grüße
    Mel

  • lisa sagt:

    Wie wahr! Besonders „Während eines Fluges und auch noch danach habe ich das Gefühl, dass meine Probleme auf einmal ganz nichtig sind“ – das kann ich nur unterschreiben!

  • Hallo Annie,

    ich habe Dein Blog gerade zufällig über Instagram gefunden und bin total begeistert! Irgendwie sind sich unsere Blogs thematisch sowie von Namen her etwas ähnlich und da musste ich gleich nen Kommentar dalassen.

    Dein Job war früher übrigens mal mein Traumjob – ist dann doch alles anders gekommen :)

    LG Kia

    • Annie sagt:

      Hallo Kia,

      freut mich, dass du auf meinen Blog aufmerksam geworden bist ;-) und danke für deinen lieben Kommentar!
      Echt? Na, das ist ja witzig :-)

      Liebe Grüße
      Annie

  • Laura sagt:

    Liebe Annie,

    ein wirklich schöner Artikel. Ich bin grade vielleicht auch auf dem Weg zur Flugbegleiterin :-) und bin mal gespannt ob es mir dann auch so gut gefallen wird wie Dir. Erst mal sehen ob es klappt. Lieben Dank auf jeden Fall für Deine geteilten Erfahrungen!

    Freue mich auf weitere spannende Artikel!

    LG

    Laura

    • Annie sagt:

      Liebe Laura,

      freut mich, dass dir mein Artikel gefallen hat und ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass es klappt und du deinen Traumjob bekommst.

      Liebe Grüße
      Annie

  • Bianca sagt:

    Liebe Annie,
    ich bin heute erst auf deinen Blog gestoßen, weil ich mich als Flugbegleiterin beworben habe. Mich interessiert, ob eine Beziehung unter der Distanz leidet? Vielleicht kannst du die Frage ja beantworten. Ich stelle es mir nicht immer einfach vor.
    LG
    Bianca

    • Annie sagt:

      Liebe Bianca,

      bitte entschuldige die verspätete Antwort, leider musste ich meinen Blog in den letzten Monaten aus privaten Gründen etwas vernachlässigen.
      Ich denke, dass man das leider nicht so pauschal sagen kann und es ganz stark auf die jeweilige Beziehung, das gegenseitige Vertrauen und auch den Partner ankommt.
      Zum Glück gibt es heutzutage auch Skype und alle möglichen anderen Video-Telefonie-Anbieter, die zumindest mal die Kommunikation erleichtern :-)
      Ich glaube auch, dass es frischen Wind in eine Beziehung bringen kann. Wenn du nun nach einigen Tagen von deinem Umlauf wieder kommst, hast du 1. viel zu erzählen und 2. könnt ihr euch wahnsinnig aufeinander freuen.
      Aber da ist ja jeder unterschiedlich und ich denke du wirst da sicher einen Weg finden, wie du deine Beziehung den den Job gut unter einen Hut bringen kannst.

      Wünsche dir viel Glück bei deiner Bewerbung
      Liebe Grüße
      Annie

  • Stefan sagt:

    Das ist ein toller Beruf. Überhaupt bietet die Luftfahrt-Branche viele attraktive Arbeitsmöglichkeiten, wie unter http://www.wiin-aviation.de/berufe-in-der-luftfahrt/.

  • Delia sagt:

    Hallo liebe Flieger- und Blogger Kollegin!
    Der Punkt mit der Dankbarkeit ist auch in mir besonders gewachsen, gerade wenn man in sehr arme Länder fliegt. Meine heute besten Freundinnen habe ich auch in der Fliegerei kennen gelernt. Weil man zusammen die Welt entdeckt und die Flieger Kollegen alle so offen und herzlich sind.
    Ein toller Beruf, der einen so viel über sich und die Welt lernen lässt!
    LG
    Delia

  • Liebe Annie,
    ich bin gerade ganz neue auf deinen Blog gestoßen, weil ich viel mit Menschen arbeite, die Flugangst haben oder mit Ängsten vor größeren Reisen zu kämpfen haben. Besonders ist da oft die Vorstellung oder der Wunsch danach, so locker und entspannt fliegen zu können wie eine Flugbegleiterin. Kannst Du Dich erinnern, ob bei Deinem ersten Flug etwas anders war als heute, wenn Du fliegst? Viele Grüße aus Berlin, Isabella Buschinger

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